digitale Collage von Ulrike Schubert mit einem historischen Stadtplan und einem Bild von Annette Burrer
...eine gemeinsame Ausstellung zum Stadtjubiläum Freiburgs mit Eva-Maria Berg, Ulrike Schubert, Anne Peschlow und Christel Jax - Impressionen zur Ausstellung am Ende dieser Seite.
Meine Arbeiten, die in dieser Zeit entstanden sind, habe ich thematisch in Leporellos gefasst:
Thema dieses Leporellos war die Wortgeschichte und ein wenig die Stadtgeschichte Frei-Burgs. Dabei überraschte mich, dass die nun als wiedersprüchlich empfundenden Worte "frei" und "Burg", einst nahe beinander lagen. "frei" stand nicht wie heute für Unabhängigkeit sondern für Freiheit durch schützende Beziehungen und Bindungen. Der Begriff Burg, der für mich für Sicherheit steht, ist eng verwandt mit dem Wort Berg, vermutlich weil eine Burg doch meist wegen des freien Blick auf einem Berg stand. Und so machte ich mich auch in Freiburg auf die Suche nach der Burg, in dem Fall der Zähringer Burg. Nahe lag es dann auch, der Zeit nachzuspüren, als Freiburg wirklich eine Festung war, nämlich die Zeit, als Vauban die Stadt als Festungs ausbaute, als einziger noch erhaltender, aber umgestalteter Bau, steht in Freiburg das Breisacher Tor.
So richtig entscheiden kann sich der Esel nicht, besteht doch der Name Freiburg auch zwei Begriffen: frei und Burg - Freiheit und Sicherheit??? Vieles ist möglich, nicht alles empfehlenswert und es gibt noch anderes für das es lohnt (nicht nur) ein Esel zu sein....
In diesem Leporello war ich auf den Spuren Vaubans unterwegs und zeichnete Orte in der Stadt und auf dem Schlossberg, wo noch bauliche Überreste aus dieser Zeit zu erahnen sind. Fasziniert an der Person des Festungsbaumeisters Vaubans, hat mich seine auf den ersten Blick widersprüchliches Wesen. Einerseits diente er durch Kriegstechniken und Festungsbau erfolgreich den Wünschen des Königs und andererseits verfasste er mit anderen eine Streitschrift für eine gerechtere Besteuerung Frankreichs. Dies scheint nicht zusammenzupassen. Für mich wurde die Beschäftigung mit der Person Vauban zur Ausseinandersetzung mit der Fähgkeit zur Ambiguitätstoleranz, was meint: verschiedene, oft auch mehrdeutige Seiten einer Person oder Sache auszuhalten, zu tolerieren ohne aggressiv oder resignativ zu reagieren.
Überrascht war ich bei meinen Stadtrundgängen, dass auf vier der ehemalige Bastionen heute öffentliche Einrichtungen sind, die Unimensa, das Stadttheater, das Colombischlösschen (Museum) und das Unirektorat.
Die Zeichnungen von diesen Orten habe ich mit Texten aus der Streitschrift "Projet d une Dixme Royale" hinterlegt und sie als Polymerradierungen /Intaglio gedruckt, sowie Letterndrucke zumWort Ambiguitätstoleranz gesetzt.
Gäbe es ein Ranking zwischen Sicherheit und Freiheit, vermutlich würde die Freiheit gewinnen, das Bedürfnis nach Sicherheit und Schutz würde kritischer gesehen, als das nach Freiheit - nehme ich mal an. Also bin ich in diesem Leporello bewusst dem Thema Sicherheit nachgegangen.
Wieviel vom Wunsch nach dem verlorengegangen Paradies steckt im Bedürfnis nach Sicherheit? Welche kleinen Rückzugsorte geben dem Alltag Stabilität? Kann ich frei entscheiden und leben, wenn ich nie Sicherheit und Schutz erfahren habe?...Frei gestalten zu können, die Freiheit gestalten zu können, ist das nicht auch ein wenig Paradies?
Die in diesem Leporello zusammengefassten Zeichnungen waren die ersten Annäherungen ans Thema, ohne Freiburg-Bezug. Im Mittelpunkt stand dabei das Bedürfnis nach Sicherheit und Freiheit und die sich daraus ergebende Spannungen, aber auch das Zusammenspiel der beiden oft wiedersprüchlich anmutenden Werten.
Kann Freiheit nur erkämpft werden, muss sie auch gesichert werden, wie kann sie gestaltet werden. Kann Sicherheit und Schutz auch erkämpft werden, um welchen Preis muss der Schutz erhalten werden. Können Freiheit und Sicherheit gestaltet werden und wie?
Flügel als Fittiche und Schwingen verbinden Schutz und Sicherheit. Dieser Altarfalz-Leporello, war die letzte Arbeit zum Projekt Frei&Burg...frei und geborgen... selbst wenn man ein wenig Feder lassen musste!
Hier unser Projekt-Text:
Frei-Burg
wie viel Burg braucht die Freiheit,
wie viel Freiheit braucht die Burg?
Diese Frage war Ausgangspunkt für eine Ausstellung des AK Kunst Vauban e.V. zum 900 jährigen Stadtjubiläum Freiburgs und hat uns (Eva Maria Berg, Anne Peschlow, Ulrike Schubert, Christel Jax und mich) gemeinsam beschäftigt.
Hier ein Ausschnitt aus unserem Projekttext:
In Freiburg mit seinen wechselnden Zugehörigkeiten von Schweden über Österreich und Frankreich und nicht zuletzt mit dem Festungsbauer und Stadtteil-Namensgeber Sébastien Le Prestre de
Vauban, wurden schon viele „Burgen“ gebaut und oft musste die Stadt ihre Freiheit verteidigen.
Auch städtebauliche Besonderheiten wie z.B. die Vauban-Kasernen - von den Nationalsozialisten erbaut und nach 1945 von den französischen Alliierten militärisch genutzt - avancierten
durch Konversion zu einem sozialökologischen Vorzeigeprojekt der Stadt. Diese spannungsreiche Entwicklung lädt zur künstlerischen Auseinandersetzung ein.
Ein besonderes Augenmerk möchten wir auf den Gegenwartsbezug des Themas lenken. Was sind die Burgen und Mauern unserer Zeit und wessen Freiheit schützen sie? Die Ausstellung soll den Blick
über die Mauern der „Freien Burg“ in mitten der Festung Europa heben und auch die globalen Aspekte von Schutz und Freiheit beleuchten. In welcher Zukunft will Freiburg leben und wie gestalten
ihre BürgerInnen diese mit?
...einige Impressionen aus unserer gemeinsamen Ausstellung: